12.11.2024
Deutscher Menschenrechts-Filmpreis 2024:
Auszeichnungen
FABW-Produktion „FÜNFZEHN MINUTEN“ gewinnt in der Kategorie Bildung
Am Montag (11. November 2024) wurden die Ergebnisse des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises 2024 bekanntgegeben. Unter den sechs ausgezeichneten Produktionen befindet sich der 13-minütige Kurzspielfilm FÜNFZEHN MINUTEN (Buch und Regie: Sejad Ademaj), der im 2. Studienjahr an der Filmakademie Baden-Württemberg entstanden ist. Der Film wurde in der Kategorie „Bildung“ prämiert, für die das FWU − Institut für Film und Bild das Preisgeld von 2.500 Euro und stiftet.
FÜNFZEH MINUTEN behandelt das hochaktuelle Thema Migration und Abschiebung: Als Jasmina nach dem Abendessen mit den Eltern Hausaufgaben macht, ruft ihr Freund Lukas an und möchte sie überreden, nach draußen zu kommen. Während die beiden noch telefonieren, klingelt es an der Tür. Statt Lukas steht dort die Polizei. Sie teilt Jasmina und ihren Eltern mit, dass sie innerhalb von fünfzehn Minuten abgeschoben werden. Für Jasmina bricht eine Welt zusammen. Die langersehnte Klassenfahrt nach Berlin und ihre Pläne, Lukas dabei näher kennenzulernen, sind dahin. In ihrer Verzweiflung ruft Jasmina Lukas an, dessen Mutter Anwältin ist und die Familie unterstützen möchte.
Die Jury der Kategorie Bildung des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises lobte den Kurzfilm von Sejad Ademaj als beeindruckendes Werk, das „in seiner Kürze Unfassbares fassbar macht“ und „unter die Haut geht“. Der Film thematisiert Abschiebung und selbstverletzendes Verhalten und verbindet beide Aspekte auf eindringliche Weise. Trotz der schwierigen Inhalte regt er wichtige Diskussionen an und zeigt die bittere Realität vieler Kinder und Jugendlicher in Deutschland. Die Jury war sich nach intensiver Diskussion einig, dass gerade die pädagogische Auseinandersetzung mit diesen komplexen Themen besonders wertvoll ist. „Der Film hat das Potenzial, unser Menschenrechtsbewusstsein wach zu halten“, so die Jury, und verdeutlicht, wie lohnend es ist, unbequeme Fragen auch in der Filmbildung aufzugreifen.
Sejad Ademaj, Sohn einer montenegrinischen Rom*nja-Familie, lebte von 1991 bis 2008 in Deutschland mit Duldungsstatus, was seine Kindheit und Jugend stark prägte. Nach einer Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann und einem Bachelor-Abschluss in „Mediengestaltung und -produktion“ an der Hochschule Offenburg begann er 2020 ein Drehbuchstudium an der Filmakademie Baden-Württemberg und wechselte nach zwei Jahren zur Regie. Sein aktueller Film DEUTSCHE SPRACHE SCHWERE SPRACHE feierte 2023 auf den Hofer Filmtagen Premiere.
Sejad Ademaj betont, dass der Film biografisch inspiriert ist und die Erfahrungen der Rom*nja-Minderheit widerspiegelt: „Die ständige Gefahr, als Rom*nja abgeschoben zu werden, beraubt viele Menschen der Chance, sich zu integrieren, hier zu arbeiten und Teil der Gesellschaft zu werden.“ Zugleich verweist er auf die Relevanz des Themas Suizid, das besonders Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren betrifft, für die Suizid weiterhin eine der häufigsten Todesursachen darstellt.
Unter den 50 nominierten Filmen im Wettbewerb befanden sich auch einige Produktionen von Filmakademie-Studierenden und -Alumni: In der Kategorie Langfilm SIEGER SEIN! von Filmakademie-Alumna Soleen Yusef sowie in der Kategorie Hochschule die drei FABW-Dokumentarfilme For the Time Being (Regie: Nele Dehnenkamp), YUMI - the whole world (Regie: Felix Golenko) und Was bleibt – Journalistinnen in Krisenregionen (Regie: Lotta Pommerien) sowie der Kurzspielfilm Granica (Regie: Joschua Neubert).
Der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis ist ein unabhängiger Medienwettbewerb, der seit 1998 alle zwei Jahre verliehen wird. Die Filme konkurrieren in sechs Kategorien, die jeweils mit einem Preisgeld von 2.500 Euro dotiert sind. Die Preisverleihung findet am Vorabend des Internationalen Tages der Menschenrechte, dieses Jahr am 7. Dezember, in Nürnberg statt.
Der Wettbewerb wird von einem Trägerkreis aus über 20 Organisationen der Zivilgesellschaft getragen, darunter Menschenrechts-, Bildungs-, Kultur- und Medienorganisationen, konfessionelle Einrichtungen, Gewerkschaften sowie Wohlfahrtsverbände und kommunale Träger. Gemeinsam eint sie das Ziel, die Achtung und Wahrung der Menschenrechte zu fördern.
Foto: Filmstill aus FÜNFZEHN MINUTEN
Filmcredits
(Quelle: Elektronischer Projektordner FABW)
FÜNFZEHN MINUTEN
Drehbuch, Regie: Sejad Ademaj
Bildgestaltung: Terry Kraatz
Producer: Maximillian Gebhardt
Montage: Paula Meier
Musik: Peter Albrecht
Ton: Samuel Albert, Felix Krieger
Szenenbild: Laura Mendoza Gleser, Monika Kälberer
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
Darsteller*innen: Samirah Breuer, Simone Lautentino dos Santos, Nebojsa Markovic, Anna Maria Zeilhofer, Zejhun Demirov